Seite 16 Taiwan: Der Kriegsschauplatz von Morgen?von Roman RainerIn letzter Zeit hört man immer öfter Nachrichtenberichte über ein ominöses Land in Südostasien, welches seit Jahrzehnten für Spannungen zwischen China und den USA sorgt. Nach einer längeren Phase der Ruhe scheint sich die Lage besonders in den vergangenen Wochen und Monaten wieder zu verschärfen und droht zu eskalieren.Doch warum all dies wegen eines scheinbar irrelevanten Landes, das nicht einmal halb so groß ist wie Österreich?Um zu verstehen, wie dieser Konflikt entstand, muss man zurückgehen in die Ära des Kalten Krieges. Ende der 1940er Jahre kam der chinesische Bürgerkrieg, nach über zwei Jahrzehnten von Auseinandersetzungen unterschiedlicher Gruppen, langsam zu einem Ende. Infolgedessen triumphierten die kommunistischen Truppen unter Mao Zedong und brachten das chinesische Festland unter ihre Kontrolle. Die Anführer der „Republik China“ flohen auf die Insel Taiwan und riefen dort einen souveränen Staat aus. Da aber die neu gegründete „Volksrepublik China“ diesen nicht anerkannte und Bestrebungen für eine gewaltvolle Reintegration der Insel an China plante, sahen sich die USA gezwungen, dies zu unterbinden, indem sie die Unabhängigkeit Taiwans garantierten. Einerseits taten sie dies, um mehr Einfluss auf China zu haben, andererseits um eine Botschaft an den kommunistischen Machtblock zu senden, die Welt gegen ihre Ausbreitung schützen zu können.Daraufhin entspannte sich die Lage etwas, führte aber logischerweise zu einer deutlichen Verschlechterung der Beziehung Chinas zu den USA und dem Westen. In Taiwan blieb bis Ende der 80er-Jahre ein Ein-Parteien-System an der Macht, bis es allmählich begann, sich zu demokratisieren. Nach Ende des Kalten Krieges und der Marktöffnung Chinas rückte die Republik China immer mehr in den Hintergrund.Also warum dieses neue Aufflammen des Disputs?Die Sache ist einfach; China versucht, die Vereinigten Staaten als Wirtschaftsmacht Nummer eins vom Thron zu stoßen. Manche bösen Zungen sprechen von einem „neuen Kalten Krieg“, und in so einer Lage ist es gut, ein kleines, einem wohlgesonnenen Land mit ähnlichen politischen Ansichten nur wenige Kilometer vor der chinesischen Küste zu haben. Doch dies ist nur ein kleiner Bonus, bedenkt man den eigentlichen Grund, warum Taiwan so wichtig für beide Staaten ist: Computerchips.Computerchips sind das Rückgrat unserer modernen Konsumgesellschaft. Sie sind in Smartphones, Computern, Autos, Flugzeugen, etc. Doch sie sind auch essenziell für Militär und Wirtschaft. So werden sie etwa in Zielsuchsystemen oder Robotik eingesetzt. Die permanente Weiterentwicklung der Chips ist essenziell, um die eigene Stellung in der Welt zu sichern bzw. weiter auszubauen.Nun kommt es, dass die fortschrittlichsten Chips nur von taiwanesischen Unternehmen von ausschließlich in Taiwan lebenden Experten gefertigt werden. Beide Seiten versuchen daher, diese Expertisen zu erlangen. Wobei die USA scheinbar einen Erfolg, aufgrund der guten Beziehungen zu dem Land, erzielen konnte, indem sie mithilfe einer Kollaboration zwischen einem der Experten schlechthin, für die verbesserten Chiptechnologien, dem amerikanischen Institut NIST (National Institute for Standards and Technology) und dem US-amerikanischen